6.12.07 - 2.3.08

Ausstellung

Uns geht’s doch wirklich prima!

Die 50er Jahre im Bild der Münchner Illustrierten

Die 50er Jahre – ein restauratives, muffiges Jahrzehnt oder eines des Aufbruchs in eine demokratische Moderne? Süddeutsche Zeitung Photo und das Literaturhaus München zeigen mit der Ausstellung »Uns geht’s doch wirklich prima. Die 50er Jahre im Bild der Münchner Illustrierten« einen neuen Blick auf diese Zeit. Lange durch die ideologiekritischen Auseinandersetzungen der 68er Generation einseitig geprägt, gewinnt das Jahrzehnt erst seit einigen Jahren stärkere, buntere Kontur. Sichtbar werden im dunklen Schatten der Vergangenheit auch die improvisatorischen Gesten des Neuanfangs auf allen gesellschaftlichen Gebieten, umfassende Prozesse der Liberalisierung, mindestens zwittrige Mentalitäten.

Gegenstand der Ausstellung ist die »Münchner Illustrierte«, die in den 20er Jahren bei Knorr & Hirth gegründet, 1933 von den Nationalsozialisten in den »Illustrierten Beobachter« umgewidmet wurde. Nach dem Krieg erschien sie zehn Jahre lang – genau von 1950 bis 1960 – wieder unter dem alten Namen im Süddeutschen Verlag. Im September 1960 wurde sie an Burda verkauft und ging in der »Bunte« auf. Die Illustrierte erschien wöchentlich und hatte von Anfang an ein eigenes Team von Fotojournalisten, zu denen Hannes Betzler, Heinz Hering, Alfred Strobel, dann, nachdem das von den Amerikanern herausgegebene Magazin »Heute« aufgegeben wurde, auch Max Scheler und Kurt Schraudenbach gehörten. Ein Großteil der Originalfotos liegt im Bildarchiv der Süddeutschen Zeitung und wurde bislang noch nie gezeigt.

In thematischen Blöcken mit mehr als 150 Fotos in Original und Abzügen, ausgewählten Artikeln und Werbung gleicht die Schau einer Zeitreise. Die Illustrierte als ein populäres Medium, das sich an die ganze Familie und alle Schichten der Gesellschaft richtet, ermöglicht es, kollektive Imaginationen, Selbstentwürfe, Ängsten und Ressentiments in größter Unmittelbarkeit zu erkennen – ein Jahrzehnt in seinen Selbstbildern und eigenen O-Tönen ist zu besichtigen.