18.3.03 - 10.4.03

Ausstellung

Viersprachenlieder erfüllten die Luft

Die Literaturen aus Czernowitz

Krieg, Vertreibung und Verfolgung sind heute ebenso aktuell wie in dem Jahrhundert von Rose Ausländer. Die Suche nach der Vergangenheit der eigenen Familie in Galizien beschäftigt Autoren wie Stephan Wackwitz, oder auch Jonathan Safran Foer, der sich am 18.3. auf die Spuren seines Großvaters begibt. Auch Helmut Braun hat sich aufgemacht, das untergegangene Czernowitz wieder zu finden. In seiner Ausstellung »Viersprachenlieder erfüllten die Luft. Die Literaturen aus Czernowitz« will er anhand von Büchern, Dokumenten, Fotos und Briefen das vergangene literarische Leben der Stadt Czernowitz dokumentieren. Die deutsch-jüdische Kulturmetropole erlebte 50 Jahre eine Blütezeit und ging im zweiten Weltkrieg und in der Shoa unter. Ausgerichtet nach Wien erlebte Czernowitz seine Hochblüte während der österreichischen KuK-Monarchie. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war Czernowitz menschenleer. Die Deutschen hatte man „heim ins Reich“ geholt, die Juden ausgerottet, die Bürger aus Rumänien, Polen, Ungarn waren nach der Annektierung der Stadt durch die Sowjetunion in ihre Heimatländer geflohen. Die Erinnerung an Czernowitz’ große Kultur und an die Menschen, die früher hier lebten, fiel für zwei Generationen aus dem Gedächtnis. Doch dann tauchte Czernowitz als Topos in der Literatur auf: als die Stadt, in der deutschsprachige Autoren wie Rose Ausländer, Paul Celan und Gregor von Rezzori aber auch jiddische, rumänische und ukrainische Autoren geschrieben und gewirkt haben.