1.3.02 - 7.4.02

Ausstellung

»Diese Frau ist ein Besitz«

Marieluise Fleißer aus Ingolstadt

»Diese Frau ist ein Besitz« – aus Alfred Kerrs Diktum über die Dramatikerin aus Ingolstadt spricht zum einen Freude, die Bewunderung eines einflussreichen Literaten für ein außergewöhnliches Talent, aber auch der Besitzerstolz über einen Schatz, über den man verfügen kann und den man hüten muss. Marieluise Fleißer hatte nie ein literarisches Programm, aber sie stand, wie der Fund ihrer Korrespondenzen ausweist, überraschend eng mit Literaten ihrer Zeit in Kontakt. Fleißers Meinung zu Fragen der Literatur und ihre mutige Darstellung von Beziehungsproblemen der Geschlechter galten viel, wenn auch damals nicht in Ingolstadt.

Das Spektrum ist erstaunlich weit und erstaunlich inhomogen: Es reicht von den arrivierten Kritikern (Alfred Kerr, Herbert Ihering, Alfred Polgar oder Kurt Pinthus) und dem 17 Jahre älteren Lion Feuchtwanger über die Literatenszene ihrer Generation (Bert Brecht, Hannes Küpper, Richard Friedenthal, Bodo Uhse, Joachim Maass, Hans Henny Jahnn, Erich Kästner, Hermann Kesten und Hellmuth Draws-Tychsen) und der respektvollen Wahrnehmung der Älteren (Thomas Mann, Wilhelm Lehmann, Wilhelm Schäfer, Georg Britting) bis zum Ratsuchen der Jüngeren (Wolfgang Weyrauch, Erich Kuby, Wolfgang Koeppen, Curt Hohoff, Günter Eich) und dem Vorbild für die Jüngsten, den »Söhnen« (Rainer Werner Fassbinder, Franz Xaver Kroetz und Martin Sperr). Und es schillert in allen politischen Farben des 20. Jahrhunderts, nicht selten gleichzeitig.

Zahlreiche neu aufgefundene Dokumente lassen vor allem die junge, die intellektuelle, die schöpferische, die heißblütige Marieluise Fleißer aus Ingolstadt im Panorama einer aufregenden Zeit lebendig werden.